Einrichtung der Landeszahnärztekammer (LZK) Baden-Württemberg, Körperschaft des öffentlichen Rechts

Prophylaxe: Interview mit Dentalhygienikerin Sylvia Fresmann

Gepostet am 24. April 2016

Die regelmäßige Prophylaxe in der Zahnarztpraxis ist eine der wichtigsten Säulen einer nachhaltigen Mundgesundheit. Mittlerweile sind auch die Zusammenhänge zwischen der Parodontitis und der allgemeinen Gesundheit bekannt. Dennoch gehören Prophylaxe und PZR – die professionelle Zahnreinigung – bei vielen Patienten noch nicht zur regelmäßigen Gesundheitsvorsorge.

Über die Prophylaxe in Deutschland haben wir uns mit Dentalhygienikerin Sylvia Fresmann, 1. Vorsitzende der DGDH, der Deutschen Gesellschaft für Dentalhygieniker/Innen e.V., unterhalten.

Welche Rolle spielt ein modernes Prophylaxe-Konzept für die Mundgesundheit und für die allgemeine Gesundheit?

„Wenn wir Krankheiten wie Parodontitis und Karies vermeiden wollen, müssen wir die Risikofaktoren für jeden Patienten individuell erheben, bewerten und dokumentieren. Eine professionelle Prophylaxe-Sitzung beginnt mit der umfassenden Anamnese. Hier fragen wir auch nach dem Putzverhalten, nach Ernährungsgewohnheiten, Medikamenten, Alkohol- und Nikotinkonsum, oder Erkrankungen. Ganz wichtig sind Befunde, wie das Messen der Taschentiefe an jedem einzelnen Zahn. Nur so kann das Ausmaß möglicher Krankheiten erkannt werden – und eine rechtzeitige Behandlung ist möglich. Klinische Parameter und die zuvor genannten Risikofaktoren sind die Grundlage für die individuelle Einschätzung des Erkrankungsrisikos des Patienten. Auf der Basis dieser Befunde werden Therapie und Behandlung individuell festgelegt.“

Unterschiede finden Patienten in der Prophylaxe?

„Prophylaxesitzungen werden in den Zahnarztpraxen häufig sehr unterschiedlich durchgeführt und organisiert. Die Preise unterscheiden sich ebenfalls sehr stark. Entsprechend unterschiedlich ist auch die Erwartungshaltung der Patienten. Schaut man genauer hin, stellt man sehr schnell fest, dass Behandlungsdauer, einzelne Behandlungsschritte, verwendete Materialien und die Qualifikation der Behandlerinnen von Praxis zu Praxis stark differieren. In der Regel dauert eine professionelle Prophylaxesitzung 60 bis 90 Minuten.“

Warum sind die Qualifikationen der Prophylaxe -Mitarbeiterinnen in den Zahnarztpraxen so unterschiedlich?

„Zahnärztekammern und deren Fortbildungsinstitute bieten diesbezüglich gute theoretische und praktische Unterstützung in Form von Kursen und Seminaren. Viele Praxen haben jedoch Schwierigkeiten bei der konkreten praktischen Umsetzung. Qualifiziertes Personal – wie eine DH (Dentalhygienikerin) oder eine ZMP (Zahnmedizinische Prophylaxeassistentin) ist häufig schwierig zu finden. Deshalb setzen einige Praxen auf kurze Schulungen, gerne auch mal an einem Nachmittag, um eine Zahnarzthelferin für die Prophylaxe zu qualifizieren. Leider fehlen dann häufig das theoretische Hintergrundwissen und die praktische Erfahrung. So können hochwertige Gesundheitskonzepte für den Patienten nicht umgesetzt werden“.

Was ist so gefährlich an einer Parodontitis?

„Wenn Patienten unregelmäßig oder selten die Zahnarztpraxis aufsuchen, bleiben Parodontalerkrankungen oft lange Zeit unentdeckt. Schmerzen treten zunächst nicht auf und gelegentliches Zahnfleischbluten wird aus Unkenntnis der Zusammenhänge toleriert. Wird die Parodontitis nicht erkannt, führt sie in letzter Konsequenz zu Zahn- und Implantatverlusten. Zudem haben die chronisch bakteriellen Entzündungen gravierende Auswirkungen auf die Allgemeingesundheit. Die Risiken für beispielsweise Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Rheuma können erheblich steigen!“

Welche Patientengruppe ist denn in erster Linie von einer Parodontitis betroffen?

„Der letzten Deutschen Gesundheitsstudie zufolge sind fast 75% aller 35- bis 44-Jährigen von einer mittelschweren bzw. schweren Parodontitis betroffen. Auch wenn mit steigendem Alter das Erkrankungsrisiko noch zunimmt, handelt es sich bei dieser Erkrankung keineswegs um eine zwangsläufige Folge des Älterwerdens. Vielmehr begünstigen z.B. Rauchen, Stress, unzureichende Mundhygiene und systemische Erkrankungen diese ernst zu nehmende Krankheit. Hinzu kommen häufig anzutreffende altersspezifische Problemstellungen, wie freiliegende Zahnhälse, oder Zahnhalskaries.“

Sie haben Fragen zur Prophylaxe? Dann sprechen Sie mit den hochqualifizierten Dentalhygienikerinnen in „Ihrer Zahnarztpraxis in Stuttgart.“